Kopfbild für Karl J. Schönweiler
Leseproben aus "Die Haarnadel des Engels"
Roman mit religionsphilosophischem Hintergrund


Wozu einen Gott

StahlEngel

   Antonia trieb eine Frage um: „Sag mal, wenn es einen Schöpfergott gibt - glaubst du, dass er all das geschaffen hat, ich meine den Menschen in seinem ganzen Wesen mit Liebe, Lust, Leid – damit der Mensch lernen soll, genau dies in seinem Leben zu überwinden?“

   „Du fragst mich als Wissenschaftler. Buddha hat diese Zusammenhänge so erkannt. Und nicht nur er, auch Jesus und andere ‚Erwachte‘ sahen in der Enthaltsamkeit den richtigen Zugang zur Annäherung an das Göttliche, zur Vollendung.

   Jede Faser in ihr schien zu widersprechen: „Nein, das möchte ich nicht glauben. Nein. Ich glaube, sie hatten alle Freude am Leben, hatten Frauen an ihrer Seite. Selbst wenn bewiesen ist, dass die Enthaltsamkeit zu einer höheren Stufe führt – ich würde es nicht wollen! Was ist dann das Leben noch ohne Liebe, Lust und Leid?“

   „Wohl eine höhere Dimension des Daseins. Allerdings mit globalen Folgen: Ohne den Sexualtrieb würde im Endeffekt die Menschheit aussterben.“

   „Und das soll der Plan sein, von Anfang an? Aber wozu dann noch einen Gott, wenn es keine Menschen mehr gibt?