Kopfbild für Karl J. Schönweiler
Leseprobe

Leseprobe aus „Im Schatten des Birnbaumes“

Morgennebel

Die bleiche Morgenstille
Durchdringt die Redseligkeit der Vögel.
Unentschlossen sammeln sie sich,
denn noch wärmt der Altweibersommer.
Das wirr durcheinanderklingende Singspiel
Verkündet den Tag, doch der Nebel
Verhüllt den Dämmer.
Unsichtbar klingt weit der Kirchturm,
das ferne Rauschen eines Frühzuges
dringt vom Filstal herüber 
und am Rehgebirge steigt unbewundert
die Sonne in ihre Tagesbahn.
Ihr Licht zerrinnt in dem schweren
Weißen Dunst
Und ich weiß,
oben am Kitzhölzle
auf tau- und nebelfeuchter Wiese,
nahe dem kleinen Wäldchen,
äst der junge Rehbock.


Bussard Spiralförmig zeichnet die Silhouette deiner weiten Schwingen Kreise Dieses Gleiten im gegenstandslosen Raum die gespannten Flügel als Fixpunkt an den sich mein Auge klammert - unmerklich verliere ich die Erdschwere. Angst bleibt mein Begleiter. Erst allmählich empfinde ich die Strömung unter dem sanften Spiel der Stoßfedern. Und ich verstehe: In dem kaum wahrnehmbaren Balancieren mit oder gegen den Wind liegt das Geheimnis deines Fliegens